Gut zwei Jahre nach dem Abschuss des Passagierfluges MH17 über der Ostukraine legen die strafrechtlichen Ermittler die ersten Beweise gegen mutmaßliche Täter vor.
Die leitende niederländische Staatsanwaltschaft will am Mittwoch darlegen, ob die Boeing der Malaysia Airlines vom Gebiet pro-russischer Rebellen oder der Ukraine aus abgeschossen worden war. Auch wird erwartet, dass sie den genauen Typ und die Herkunft der eingesetzten Flugabwehrrakete bekannt gibt.
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Russland und die Ukraine machen sich gegenseitig für den Abschuss verantwortlich. Ein Überblick, was wir bis jetzt über den Absturz wissen.
Die Ermittlungen
Der Bericht der Untersuchungsbehörde wurde bereits vor knapp einem Jahr veröffentlicht. Damals bestätigten die Ermittler, dass eine bodengestützte Buk-Luftabwehrrakete russischer Bauart das Flugzeug zum Absturz brachte. Andere Ursachen schlossen die Ermittler ausdrücklich aus.
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Nach dem Absturz über schwer zugänglichem Gelände lagen die Wrackteile von Flug MH17 über Kilometer verstreut.
Die Ermittler bezifferten das mögliche Abschussgebiet auf 320 Quadratkilometer. Nach der Veröffentlichung des Berichts gab der Chefermittler Tjibbe Joustra im niederländischen Fernsehen jedoch an, die Rakete sei vom Gebiet der pro-russischen Rebellen abgeschossen worden. „Es ist ein Gebiet, wo die Grenzen fließend waren. Aber es ist ein Gebiet, wo die pro-russischen Rebellen die Kontrolle hatten.“
Die Ermittler
Die meisten Todesopfer kamen aus den Niederlanden, daher wurde das Land von der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation damit beauftragt, die Untersuchungen zu leiten. Am Ermittlerteam sind jedoch auch Experten aus der Ukraine, Russland, Amerika, Großbritannien, Malaysia und Australien beteiligt. Die Ermittler haben sich jedoch nur mit den möglichen Absturzursachen auseinandergesetzt.
Die Schuldfrage wird hingegen von einem anderen internationalen Team ermittelt, das unter der Leitung der niederländischen Staatsanwaltschaft steht. Der Bericht sollte an diesem Mittwoch erscheinen.
Die Opfer
Bei dem Absturz kamen 298 Menschen ums Leben, davon 15 Crewmitglieder. Die drei Mitglieder, die sich im Cockpit befanden, waren sofort tot. Durch die Wucht des Einschlags wurde das Cockpit vom Flugzeug getrennt. Die anderen Insassen waren schnell bewusstlos und sollen laut der Ermittler nicht mehr realisiert haben, was geschah.
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Die Bergungsarbeiten wurden erschwert, weil prorussische Rebellen den Ermittlern zunächst den Zugang zur Absturzstelle verwehrten.
Hauptsächlich waren niederländische Wissenschaftler an Bord, die auf dem Weg zur Welt-Aids-Konferenz in Melbourne waren. Die Crewmitglieder kamen aus Malaysia. Die Identifizierung war zunächst sehr schwierig, da die Absturzstelle nicht überall sofort zugänglich und zudem über ein Gebiet von ungefähr 50 Kilometern verteilt war. Bis Ende Juni 2015 konnten fast alle Opfer identifiziert werden, jedoch wurden von zwei Passagieren gar keine sterblichen Überreste gefunden.
Russland
Am Montag erklärte ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, die Ukraine habe verschwiegen, dass ihre Luftabwehr in der Region die Boeing 777 der Malaysia Airlines überwacht habe. Die Untersuchungen in den Niederlanden liefen in die falsche Richtung. Am Montag veröffentlichte das russische Militär angebliche Original-Radardaten, die den Vorwurf, die Buk sei aus dem Separatistengebiet abgeschossen worden, widerlegen sollen.
Bereits seit Beginn der Ermittlungen hat Russland mehrere Erklärungen zur möglichen Absturzursache verbreitet. Zunächst hieß es aus Moskau, ein ukrainisches Kampfflugzeug habe die Maschine abgeschlossen. Dann ging man in Russland ebenfalls von einer Buk-Rakete aus, hingegen von einer ukrainischen.